Autoren: Katalin Vadkerty, Juraj Pekarovič, Hildegarda Pokreis, Lóránt Talamon, Varga Ágota, Ľudovít Hallon#
2007 haben wir uns des 140. Jubiläums der Gründung der Zuckerraffinerie in Sládkovičovo erinnert. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Gedenktafel an Baron Karl Kuffner de Diószegh am Stadtrat Gebäude aufgehängt und es fand eine internationale Konferenz statt. Die Beiträge dieser Konferenz bilden die Grundlage dieser Publikation.
Die österreichische Familie Kuffner, die schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Zuckerraffinerie in Břeclav (Lundenburg) und eine Brauerei in Österreich besaß, begann nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich auch auf Ungarischen gebieten zu unternehmen. Zusammen mit den Banker Brüdern Gutmann aus Wien gründeten sie die Zuckerraffinerie in Diószeg.
Wir sind uns bis heute der Bedeutung der Zuckerraffinerie und ihrer Auswirkung auf die Entwicklung der Stadt und der Region bewusst. Der starke wirtschaftliche Hintergrund der Zuckerindustrie hat die Einführung neuer Technologien und mit ihnen verbundene technische Mittel, sowie die Ausbildung von Fachkräften und Technikern ermöglicht. Das erfolgreiche Auftreten der Zuckerraffinerie sicherte die Entwicklung der Gemeinde und ihre Verwandlung zum Städtchen.
Eine große Rolle bei der Entwicklung der Zuckerraffinerie spielte Karl Kuffner, der mit 22 Jahren nach Diószeg kam um die Leitung der neugegründeten Zuckerraffinerie und Verwaltung der Zuckerindustrie zu übernehmen. Er war einer der Gründer und Pioniere der slowakischen Zuckerindustrie und beteiligte sich an der Revolutionierung der Technologien der Zucker Herstellung.
Er trug auch zum Export des Hauptrohstoffes, Zuckerrüben, bedeutend bei und war auch Begründer der Einführung einer intensiven Landwirtschaftlichen Produktion. Auch die Einrichtung eines privaten landwirtschaftlichen Forschungsinstitutes, das sich mit Pflanzenzüchtung und Viehzucht befasste, war sein Verdienst. Die Ergebnisse dieses Forschungsinstitutes waren in ganz Österreich-Ungarn bekannt und anerkannt. Die Pflanzenbau Experten an diesem Forschungsinstitut befassten sich hauptsächlich mit der Züchtung von Zuckerrüben, Weizen und Mais.
Das Leben und die Arbeit Karl Kuffners und der Familie Kuffner waren mit Diószeg/Sládkovičovo eng verbunden. Er hat nicht nur den Aufbau einer Schule und Kindergartens großzügig unterstützt, sondern hat sich auch aktiv an kulturellen und sportlichen Aktivitäten, und an der gesellschaftlichen Entwicklung beteiligt.
Ohne die Zuckerraffinerie wäre unsere Stadt nicht die gleiche.
Dank dem Zuschuss des Kulturministeriums der Slowakischen Republik, der Unterstützung der Stadt Sládkovičovo und den Sponsoren, ist eine Publikation entstanden, die die Öffentlichkeit an eine Zeit in der unser Städtchen in ganz Europa bekannt war, und die Persönlichkeit Baron Karl Kuffner de Dioszeg, der sich es am meisten verdient hat, erinnern soll.
Wir danken allen, die uns selbstlos beim Sammeln von Materialien, Fotos und Informationen geholfen haben. Bilder werden in der Publikation mit Genehmigung vieler Bürger unserer Stadt, Privatsammler und mehrerer Institutionen veröffentlicht. Wir möchten einige nennen: die Privatsammlerin Mgr. Hildegarda Pokreis; Mgr. Alena Káňová, die Historikerin des städtischen Museums und Galerie in Břeclav; die Mitarbeiter des Staatlichen Archives Bratislava, Zweigstelle in Šaľa; Mitarbeiter des Heimatmuseums in Galanta; Attila Németh aus Mosonmagyaróvár, die Westungarische Universität, Fakultät für Landwirtschaft-Lebensmittelwissenschaften in Mosonmagyaróvár und Ing. Jiří Kubáček, Csc., Direktor der MDC Bratislava.
Wir danken auch Ing. Dušan Janíček, dem letzten Direktor der Zuckerraffinerie, der uns bei der technischen Korrektur der Texte geholfen hat. Ein großer Dank geht auch an die ehemaligen Mitarbeiter der Zuckerraffinerie: Imrich Lengyelfalusi, Jofef Benkovszký, Otto Dumann und Jozef Pokreisz, die uns wichtige Informationen zur Verfügung gestellt haben.
Die Menschen vergessen ihre Vergangenheit unglaublich schnell und müssen ständig daran erinnert werden, woher sie kommen. Seit der Zeit, die dieses Buch beschreibt, sind schon 140 Jahre vergangen, zwei Weltkriege geführt worden, die Grenzen und auch die Staaten und ihre Form haben sich geändert, zusammen mit der Ideologie. Die Menschen, die die Zuckerraffinerie in Diószeg gebaut haben, waren nur unsere Ururgroßväter, daher ist es erschütternd, dass wir nur so wenig über diese Zeit wissen. Es leben immer noch ein paar Ältere, die sich an das goldene Zeitalter der Diószeger Zuckerraffinerie erinnern und wir haben ihnen genau zugehört. Ihre Erinnerungen haben uns nicht nur geholfen die Zeit, in der sie lebten zu beschreiben, aber vor Allem sie zu verstehen.
Der Kriegsheld Nathaniel Glickman, Ehemann von Baronin Lilla Lousianna Kuffner de Diószegh hat einst gesagt: „Falls wir den Menschen, die nach uns kommen, nicht zeigen können was wir gemacht haben, wie wir es gemacht haben und warum, dann ist unsere Anstrengung umsonst gewesen.“ Mit diesem Buch möchten wir uns an ein kleines Bruchstück unserer Vergangenheit erinnern: an die Persönlichkeit Baron Karl Kuffner de Dioszegh. Wir möchten den Lesern vorstellen was er gemacht hat, wie er es gemacht hat und warum. Falls man das Buch gründlich gelesen hat, stellt man bestimmt fest, dass seine Anstrengung nicht umsonst gewesen ist.
Das Internet und die digitalen Technologien haben die Menge der verfügbaren Informationen, Dokumente und Bilder erweitert. Leider gibt es in dieser Unzahl von Medien auch eine Menge unprofessioneller Arbeiten, die falsche Tatsachen aufführen. Jede Information und jede Quelle muss sorgfältig überprüft werden. Deshalb haben wir uns an viele Archive, Museen und Institutionen in der Slowakei, in Europa und in den USA gewandt und auch besucht, um konkrete Beweise für das Leben und Werk von Karl Kuffner zu finden. Infolgedessen trafen wir viele engagierte Experten, die sehr hilfreich waren.
Bei dieser Suche haben wir unter anderem festgestellt, dass hundertmal wiederholte Lügen irgendwann als wahr erscheinen werden. Wir sind auch auf die Tatsache gestoßen, dass jemand einmal etwas geschrieben hat und alle seine Nachfolger ihn zitiert haben, ohne zu bestätigen, ob er Recht hatte. In dieser Publikation haben wir versucht, solche Fehler, insbesondere über die Gründer der Zuckerraffinerie, zu korrigieren. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir absolut erfolgreich waren, und wir würden gerne weitere Informationen begrüßen, die unser Wissen über die Persönlichkeit von Karl Kuffner erweitern würden. Beim schreiben dieses Buches haben wir Demut und Bewunderung für die Arbeit unserer Vorfahren und gleichzeitig für alle Menschen gelernt, die bestrebt sind, das, was unsere Vorfahren gebaut haben, zu verewigen und zu retten.
Baron Karl Kuffner de Dioszegh
In diesem Kapitel befasst sich die Autorenn mit der Geschichte der Familie Kuffner, den jüdischen Unternehmern, die Ursprünglich in Břeclav und in Wien gehandelt haben und 1867 die Zuckerraffinerie in Diószeg gründeten. Der Hauptmotor des Erfolgs dieses agroindustriellen Komplexes war Karl Kuffner (* 28. Juli 1847, † 12. Dezember 1924), ein erfolgreicher Unternehmer, Erfinder, Züchter, Mäzen und Kunstsammler. Er heiratete die Gräfin Maria Franziska von und zu Firmian und hatte einen Sohn Raoul. Karl Kuffner wurde wegen seiner Leistungen zum Adel erhoben und war Mitglied und Vorsitzender vieler professioneller Institutionen. Die Autorenn schreibt über die Geschichte der Familie, die 1939 in die USA emigrierte.
Hildegarda Pokreis
Zuckerraffinerie in Diószeg 1867-1918
Die Zuckerraffinerie in Dióseg war einer der erfolgreichsten Zuckerproduzenten auf dem Gebiet der heutigen Slowakei und verwendete die neuesten Technologien. Karl Kuffner selbst und seine Kollegen waren die Urheber vieler Erfindungen, die den komplexen Prozess der Zuckerrübenverarbeitung verbesserten. Die Autorenn beschäftigt sich mit dem technischen Aspekt der Zuckerherstellung, dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens sowie den Arbeitsbedingungen der Arbeiter 1867–1918.
Katalin Vadkerty
Zuckerraffinerie in Diószeg 1918-2008
Das Kapitel beschreibt das Schicksal der Zuckerraffinerie in der Zwischenkriegszeit, als Diószeg teil der Tschechoslowakischen Republik wurde und den Zeitraum des Zweiten Weltkrieges, als dieses Gebiet Teil von Ungarn wurde. Im letzten Teil befasst sich die Autorenn ausführlich mit der sozialistischen Ära, in der die Zuckerraffinerie noch ein wichtiger Zuckerproduzent war. Das Ende des Kapitels behandelt den kurzen Zeitraum nach der Samtenen Revolution, die Privatisierung und den Untergang der berühmten
Zuckerraffinerie.
Hildegarda Pokreis
Kuffner Schloss und Mausoleum
Karl Kuffner erbaute in Diószeg ein Schloss, in dem er mit seiner Familie lebte. Das ursprüngliche Schloss wurde 1885 als einstöckiges Gebäude erbaut und 1908 wurde eine Bildergalerie hinzugebaut. Der Brand 1919 zerstörte die gesamte erste Etage des Hauptgebäudes, und 1921 wurde eine vollständige Rekonstruktion durchgeführt, bei der das Gebäude mit einem dekorativen Mittelturm sein heutiges Aussehen erhielt. Der Autor beschreibt im Detail das Äußere und Innere des Schlosses.
Ein weiteres wichtiges Gebäude ist das Mausoleum im Schlosspark, in dem Mitglieder der Familie Kuffner beerdigt wurden. Dieses Gebäude wurde vom bekannten slowakischen Architekten Michal Milan Harminc entworfen.
Juraj Pekarovič
Landwirtschaftliche Betriebe der Zuckerraffinerie
Ein wesentlicher Bestandteil der Zuckerraffinerie waren landwirtschaftliche Betriebe, in denen Zuckerrüben, Getreide, aber auch Obst und Gemüse angebaut wurden. Die Tierhaltung, insbesondere in der Rinderzucht, hat in diesen Betrieben große Erfolge erzielt. Die Betriebe waren jedoch von größter Bedeutung für die Erzeugung ausreichender Mengen hochwertiger Zuckerrüben. Die Autorenn beschreibt die Arbeit in diesen Betrieben im Zeitraum von der Errichtung der Zuckerraffinerie bis zu ihrer Teilung, die im Rahmen der Verstaatlichung der Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte.
Hildegarda Pokreis
Schmalspurbahn „Ponvágli“
Innerhalb des agroindustriellen Komplexes mussten große Mengen an Rohstoffen, Gütern und Abfällen transportiert werden. Daher wurde in der Region die Schmalspurbahn „ponvágli“ erbaut. Der Autor beschreibt Herkunft, Betrieb, technische Parameter und Maschinen der kleinen Eisenbahn. Dieses Kapitel wird durch eine detaillierte Karte aller Schienen ergänzt. Abschließend analysiert der Autor die Gründe für den Untergang der Eisenbahn und dokumentiert die letzten erhaltenen Fragmente der Gleise.
Lóránt Talamon
Die Kunstsammlung der Kuffner
Karl Kuffner war ein bedeutender Kunstsammler. Die Basis der Sammlung gründeten Gemälde seiner Frau Maria Franziska die sie als Mitgift brachte. Karl Kuffner erweiterte diese Sammlung über viele Jahre, durch den Kauf von Gemälden und Kunstwerken. Die Sammlung wurde von seinem Sohn Raoul geerbt, der ein ausgezeichneter Kunstkenner war. 1939 exportierte er die wertvollsten Werke in die USA, wo er nach und nach jedes Einzelne verkaufte. Die Autorenn versuchte, das Schicksal einzelner Gemälde zu folgen, die heute viele bedeutende Museen, Galerien und Sammlungen schmücken.
Varga Ágota
Geschichte der slowakischen Zuckerindustrie bis 1938
Die Zuckerraffinerie Diószeg war eine von mehreren auf dem Gebiet der heutigen Slowakei, die in die Geschichte der Zuckerindustrie eingingen. In diesem Kapitel beschreibt der Autor die schwierigen Anfänge der Zuckerproduktion, die Entstehungsgeschichte aller Zuckerraffinerien sowie die Entwicklung des technologischen Prozesses der Zuckerproduktion zwischen 1801 und 1938.
Ľudovít Hallon